Klingenstein
Das Grundstück liegt im Zentrum des Ortsteils Klingenstein der Stadt Blaustein am Rande der schwäbischen Alb. Das Gebäude hat eine lange Tradition. Erstmals wurde die Kalte Herberge im Jahre 1609 erwähnt. Der jetzige Altbau wurde von 1896 bis 1897 an gleicher Stelle neu errichtet. Ein Veranstaltungssaal ergänzte 1909 das Ensemble. In den darauffolgenden Jahren wurden die Gebäude unterschiedlich genutzt. Nachdem die Stadt Blaustein das Gebäude erworben hatte, wurde Ende der 1980er Jahre der Saalbau abgebrochen und in ähnlicher Proportion wiederaufgebaut. Die Kalte Herberge war bis zum Jahr 2009 als Gastronomie Betrieb mit Festsaal und Hotel in Betrieb. Von 2009 bis 2015 standen die Gebäude leer. Nachdem ein neuer Eigentümer gefunden werden konnte, standen wir vor der Aufgabe aus dem kleinteiligen alten Gebäudeensemble ein zeitgemäßes Tagungshotel und Gastronomiekonzept zu entwickeln. Das Gebiet konnte städtebaulich neu gegliedert werden. Durch den Abbruch des alten provisorischen Kindergartens ergab sich die Chance einen Platz zwischen der Bundesstraße 28 und Bahnlinie zu schaffen, welcher neben der Nutzung als Parkplatz auch für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden kann. Der Neubau des Hotels steht rechtwinklig zu den bestehenden Gebäuden, dem alten Schulhaus, dem Musikschulgebäude und den restlichen Gebäuden der Schulstraße. Der Hotelneubau, ein 4 geschossiger Holzbau der auf einem offenen Erdgeschossgrundriss in dem die Seminarräume untergebracht sind, wurde in vorgefertigten Holzmodulen realisiert. Das zentrale Treppenhaus erschließt sowohl den Neubau, als auch den Altbau barrierefrei. Die expressiven Sicht- und Sonnenschutzlamellen an der Fassade des Hotelneubaus erinnern formal an die bizarren Steinformationen der Umgebung des Blautals und in der Wellenbewegung an den Verlauf des Seitenarms der Blau, dem „Bläle“, welcher im Zuge des Neubaus renaturiert wurde.Der denkmalgeschützte Altbau behielt seinen Platz in erster Reihe an der Ulmer Straße. Im Altbau findet die eigene Hausbrauerei ihren Platz. Der Brandschutz wurde im denkmalgeschützten Altbau ertüchtigt. Die Küche und die Gasträume wurden neu konzipiert. Die Summe der Einzelmaßnahmen ergibt einen neuen Treffpunkt in Blaustein. |
Die 63 Hotelzimmer wurden als einzelne Raummodule in Massivholzbauweise im Werk vorgefertigt. Die Wände und Decken bestehen aus tragenden und aussteifenden Brettsperrholzelementen mit teilweiser Sichtholzoberfläche in Fichte hell lasiert, die Fassade aus einem großen Glaselement mit Öffnungsflügel. Auf der massiven Erdgeschossdecke sind die Holzmodule 3-geschossig über Schubknaggen und Schallschutzlager gestapelt. Durch Sondertransporte über Nacht und extrem schnelle Montage innerhalb wenigen Arbeitstagen konnte die Bauzeit erheblich verkürzt werden. Die vorgehängten Sonnenschutzlamellen bestehen aus kesseldruckimprägniertem Furnierschichtholz und sind aher sehr dauerhaft und wertbeständig. Durch die im Holzmodulbau resultierende zweischalige Konstruktion sind die Anforderungen im Brandschutz mit F60 sowie im erhöhten Schallschutz eingehalten. Durch die Holzmodulbauweise konnte die Bauzeit durch Vorfertigung verkürzt, die Qualität der Verarbeitung durch Werksfertigung verbessert und das Umweltbewusstsein durch den ökologischen Baustoff Holz geschärft werden. Die Hotelzimmer werden über eine reversible Luft- Wasser- Wärmepumpe mit Heizenergie und Kühlung versorgt. Hier wurde ein HVRF- System (Hybrid Variable Refrigerant Flow) eingesetzt. Mit "variablen Kältemittel- und Wasserströmen" können die Zimmer parallel beheizt und gekühlt werden. Diese Anlagen arbeiten hocheffizient hinsichtlich Wirkungsgrad und Komfort. Die restlichen Gebäudebereiche werden mit dem Nahwärmenetz der Stadt Blaustein mit Heizwärme versorgt. Dieses Netz versorgt zudem einen Kindergarten und einige Büro- und Wohngebäude in unmittelbarer Umgebung. Das Netz wird von einem Gas- BHKW kombiniert mit einer Pelletfeuerung gespeist. Für die im Gebäude untergebrachte Brauerei steht für das Sudhaus ein Gaskessel bereit, der zudem als Spitzenlastkessel dient, sollte das Nahwärmenetz den Gebäudewärmebedarf nicht decken können. |
BGF: 4.390 qm Planung: 2015 - 2018 Bauherr: Klingensteiner Gastronomie GmbH & Co. KG Leistungen: HOAI LPH 1-9 Fotos: Conné van d´Grachten, Stephan Wieland |