Am Wasser:
Inselquartier Stuttgart-Untertürkheim
Von wegen einsame Insel… Man könnte in dem Bauplatz auf der Untertürkheimer Neckarinsel einen traurigen, unwirtlichen Ort sehen. Eingezwängt zwischen lärmenden Straßen, Schienen und kanalisiertem Wasser. Ein Platz vor dem Ort, fast unerreichbar. Dazwischen Gewerbe, Die Nachbarschaft ist weit entfernt, ohne Anknüpfungspunkte. make a better place for you and for me… Man könnte aber auch ganz einfach die Gegebenheiten annehmen, gemütlich sind wir selbst, die Vorstellungskraft ist nicht abhandengekommen. Man könnte einen Ort entstehen lassen, lebenswerten und liebenswert, zwischen Wasserflächen, Weinbergen, in der Stadt eingebunden, einen Ort, überschaubar und offen, für Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen, die sich begegnen und bereichern. Ein Ort, an dem Geschichten beginnen, kein Entertainmentcenter, sondern als ein Ort, wo die Bewohner:innen sich einbringen, teilhaben, Verantwortung übernehmen, ein Ort als Nutzungspotential, der angeeignet werden kann, der Raum und Möglichleiten bietet, sich zu entfalten. Nicht nur anonyme Wohnung, Käfig, Legebatterie, sondern Lebensraum, artgerechte Haltung. Raum zum Leben. Ein Ort mit Wohnungen, die mehr Möglichkeiten und Komfort bieten, als das gewohnte Einfamilienhaus. Das Kapital. Was steht dieser Vorstellung zur Verfügung? Die Möglichkeit der Tabula rasa erscheint uns vor diesem Hintergrund als überkommen und nicht verantwortungsgerecht. Das Bauwesen trägt in hohem Ausmaß am Ressourcenverbrauch wie an Treibhausgasemissionen bei und entscheidet langfristig über Einflüsse auf die Umwelt. Entscheidungen, die einmal getroffen werden, zeigen über Jahrzehnte ihre Auswirkungen. Es ist unsere Aufgabe vorausschauend und verantwortungsbewusst zu handeln. Das Grundstück an der Inselstraße bietet dafür eine gut nutzbare Fläche, gute Besonnung, ein mildes Klima. Die Uferbereiche zum Neckar und Neckarkanal bieten Potentiale für Aufenhaltsqualität und Natur, die Weinberge (mit dem herbstlichen Farbschauspiel), die Hänge, der Blick zur Grabkapelle bieten eine gute Kulisse. Entlang der Inselstraße steht eine markante Baumallee, die wir in der sonst sehr grauen Umgebung erhalten möchten. Es bräuchte Jahrzehnte, diese zu ersetzen. Wir möchten aber auch die vorhandene Bebauung wertschätzend erhalten, umgestalten und als geschenktes Kapital an Rohstoffen und grauer Energie nutzen. Städtebauliche Figur Die Gebäude reagieren auf die äußeren Einflüsse: auf die positiven (Sonne, Aussicht, Aufenthaltsqualität) , wie auch auf die negativen, (z.B. Lärm), um ein ganz selbstverständliches Ganzes zu ergeben, indem die Qualitäten spürbar sind, aber die Maßnahmen unauffällig bleiben. Die beiden Gebäude an der Inselstraße bilden zusammen einen U-förmigen Rücken, der den Lärm von außen abschirmt. An der Fuge verhindert eine Fassadenbegrünung eine reflektive Lärmausbreitung zum Hof. Auf der Südostseite formen vier in der Höhe gestaffelte Punkthäuser atmosphärische und differenziert zonierte Höfe und Plätze. Durchblicke und Durchgänge verbinden zu den Freiflächen an Neckar und Neckarkanal. Die Plätze weisen unterschiedliche Charaktere auf. Im Südosten der sehr öffentliche Neckarplatz. Hier treffen die passierenden Radfahrer des Neckarradwegs auf Schüler der Lindenhofschule, Besucher der Gastronomie auf Eltern der Kita, hier ist Platz für Veranstaltungen und Märkte. Der zentrale Hof teilt sich in zwei Bereiche. Den Außenbereich der Kita und einen gemeinschaftlichen Wohnhof, dem Wohnzimmer des Quartiers. Gestaltete Grünflächen und eine üppige Bepflanzung zonieren den Hof in übersichtliche Bereiche. Hier spielt sich das Quartiersleben statt. Hier begegnen sich die Anwohner , man kommt ins Gespräch… Der ENBW-Platz, zwischen dem denkmalgeschützten Kraftwerk und den Ateliers und Werkstätten im Erdgeschoss des Haus 6, schließt das Baufeld nach Nordosten ab. Es ist ein Werkhof, der als gepflegter Vorbereich zwischen der Wohnbebauung und den Nutzgebäuden vermittelt und den Werksbetrieb gewährleistet. Darüber hinaus bieten Terrassen am Neckar und am Kanal für jeden einen angenehmen Aufenthalt. |
Die Player im Quartier: Haus 1: Der Alte Dass das Gebäude schon Jahrzehnte auf dem Buckel hat, fällt gar nicht (mehr) auf. Die Struktur des Gebäudes ist so robust, dass eine Nutzungsänderung nicht schwerfällt. Nur im Südosten wird das Gebäude etwas Erweitert, um zur Neckarbrücke ein gut proportioniertes Gesicht zu zeigen und eine gute Verbindung zu den Gebäuden am Neckarkanal herzustellen. Im Erdgeschoss ist Platz für die Kindertagesstätte und eine Bäckerei. Darüber ist Platz für loftartige Wohnungen, Maisonetten und Penthauswohnungen. Ergänzt wird das Wohnungsangebot durch Mikroappartements für vorübergehende Bewohner. Ein besonderer Luxus sind dabei die hohen Geschosshöhen von 3,60 bis 4,10 m. Ein Zuhause für Menschen mit Lifestyle. Ein weiteres Highlight ist die Sky-Lounge im Staffelgeschoss. Der perfekte Ort, um nach Feierabend den Sonnenuntergang über dem Neckartal zu genießen. Haus 2: Der Platzhirsch Das Haus am Platz für den modernen Stadtbewohner. Hier ist immer etwas los. Gastronomie, Veranstaltungsräume, darüber beste Aussicht, zeitgemäße Wohnungen. Immer mittendrin, am Puls der Zeit. Haus 3+4: Gemeinsam sind wir stark Zwei Gebäude, die zusammenhalten. Schon durch Ihre gemeinsame Erschließung. Hier bleibt niemand alleine. Ein Haus für Gemeinschaft und Integration. Egal, ob in der Einzelwohnung oder in der Wohngemeinschaft. Hier liegt ein besondere Augenmerk für behinderte Menschen, Alleinerziehende, Alleinlebende und Menschen, mit Gemeinschaftssinn. Die Wohnungen sind etwas kleiner gehalten, dafür stehen viele Gemeinschaftsbereiche zur Verfügung: Gemeinschaftsküche und –lounge lassen sich auch für Feiern nutzen, wenn das Wohnzimmer mal zu klein ist, im Gästeappartement lässt sich auch schnell die Schwiegermutter einquartieren, die Wäsche lässt sich viel einfacher machen, wenn man dabei im Waschsalon mit der Nachbarin plaudern kann und auf der Dachterrasse scheint von morgens bis abends die Sonne. Hier gedeihen Salate und Tomaten im Urban-Garden und unter der mit Weinreben begrünten Pergola lässt es sich gut ausruhen. Haus 5: Der klassische Typ Gute, ruhige Lage, direkt am Kanal. Ganz einfach gut gemachte Wohnungen. Ohne Schnickschnack. Naja, die Anbindung an die Dachterrasse im Haus 6 ist dann doch noch ein Extraschmankerl. Haus 6: Work-Life-Balance Nichts für Couch-Potatoes. Ein Haus für Macher. Denn im Erdgeschoss gibt es Ateliers und Werkstätten, Räume, die genutzt werden können für alles, für das das eigene Wohnzimmer nicht ausreicht. Egal, ob als Gemeinschaftswerkstatt oder Makerspace, in der jeder Bewohner sein Projekt verwirklichen kann, oder als vermietete Ateliers, wenn es etwas individueller und langfristiger sein soll. Die Dachterrasse ist dann wieder zum Ausruhen da. Beste Aussicht auf die Weinberge und die Grabkapelle auf dem Württemberg. Und bei einem Viertele lässt sich dann bestens über das nächste Projekt fachsimpeln. Energiekonzept Die Klimakrise ist in aller Munde, das Ziel die Erderwärmung auf 1,5° C zu begrenzen ist die Aufgabe der Zukunft. Das Erreichen oder Nicht-Erreichen wird eine der prägendsten Entscheidungen des Planeten Erde sein. Die Frage nach dem Betrieb der Gebäude, als Temperierung und Warmwasserbereitung stellt sich heute und wird sich über die Dauer des Lebenszyklus hinweg auswirken. Deshalb ist es sinnvoll, die bis 2045 gesetzte Klimaneutralität bereits jetzt als Realität für Neubauten anzuerkennen. Dazu zählen zum einen auf der Gebäudeseite eine Reduzierung des Energiebedarfs (Effizienz) durch Reduzierung der Wärmeverluste und Vermeidung von ungewolltem Solareintrag und auf der Seite der Haustechnik eine klimaverträgliche Erzeugung von Wärme und Kälte aus erneuerbaren Energien. |
BGF: 19.000 qm BRI: 52.000 qm Planung: 2022 Bauherr:Bietigheimer Wohnbau GmbH & ENBW Energie Baden-Württemberg AG Leistungen: Wettbewerb |