Kuhberg reloaded:
Wohngebiet "Am Herrmannsgarten", Ulm
Locker reihen sich meist zweigeschossige Reihen- und Doppelhäuser aneinander. Der Kuhberg ist ein eingewachsenes, identitätsstiftendes Siedlungsgebiet. Die engen Straßen und kleinen Häuser scheinen es etwas aus der Zeit gefallen, wirken aber durch ihre Nonkonformität und Andersartigkeit durchaus freundlich und anziehend. Durch die ruhige Lage und die durchgrünten Gärten ist das Gebiet gerade für Familien zweifellos attraktiv. Auch wenn die Siedlungsränder durch teils großmaßstäbliche (Nachkriegs-)Wohnbauten und das Schulzentrum am oberen Kuhberg begrenzt werden, prägen diese nicht die Identität der Wohnlage. Dass dieses Gebiet nun im Westen erweitert werden soll, weckt verständlicherweise Besorgnis und Befindlichkeiten der Bewohner, unverhältnismäßige und maßstabsprengende Neubauten könnten den Charakter und Charme des Kuhbergs stören. Unser Bebauungsvorschlag orientiert sich daher an der originären Siedlungsstruktur und der Maßstäblichkeit des Bestands: kleinteilige, niedrige Gebäudezeilen, die sich den Hang entlang ziehen. Der Charakter und Maßstab der Reihenhausstrukturen wird aufgenommen. Dazwischen liegen grüne Privatgärten und immer wieder kleine Plätzchen und Begegnungspunkte, die zu den dahinterliegenden Zeilen und zum westlich angrenzenden Naherholungsgebiet und Schlittenhang leiten. Das neue Quartier wird erlebbar. Ein großzügiger Platz schafft am Ende der Köllestraße die Umlenkung und den Eingang zum neuen Quartier am Hermannsgarten. Hier liegt mit dem Gebäude der Kindertagesstätte das größte Gebäude (IV+S). Von hier aus staffeln sich die Zeilen allmählich nach Westen ab. Die Geschosswohnungsbauten verlieren in der neuen Maßstäblichkeit das Abweisende großer Wohnblocks und werden den neuen Reihenhäusern, die in das Quartier eingestreut sind, zum Verwechseln ähnlich. Durch die Ähnlichkeit der Gebäude gibt es keine Trennung nach Gebäudetypen sondern diese durchmischen sich auf selbstverständliche Art und schaffen dadurch auch eine gute Durchmischung der Bewohnergruppen. Hier hat jeder seinen Platz. Hier trifft man sich; hier ist jeder zu Hause. Das ganze Quartier ist KFZ-frei. Am Kreuzungspunkt von Köllestraße und Neunkirchenweg zweigt eine natürlich belüftete Quartiersgarage ab, die den ruhenden Verkehr unterirdisch und wohnungsnah unterbringt. Die Zufahrt im Quartier ist für Müllfahrzeuge sowie Liefer- und Feuerwehrfahrzeuge möglich. Eine Wendemöglichkeit ist im Westen vorgesehen.
Städtebau und Adressbildung Vier Zeilen aus jeweils drei bis vier Gebäuderiegeln fügen sich entsprechend dem natürlichen Geländeverlauf ein. Leichte Versätze in den Gebäuderiegeln lösen die Gleichförmigkeit auf und reduzieren die Maßstäblichkeit auf ein angenehmens, vertrautes Maß. |
Mittig durchzieht ein Fuß- und Radweg als Boulevard das Quartier, an den sich unterschiedlich gestaltete Plätze und Aufweitungen aneinanderreihen. Diese Plätze dienen der Gemeinschaft und Begegnung. Sie dienen aber auch der einfachen Orientierung und führen wie selbstverständlich zu den Gebäuden der zweiten Reihen, so dass diese leicht auffindbar sind. Sonne/Licht Alle Wohnungen orientieren sich nach Süden und fangen dadurch die höchste Tageslichtmenge ein. Mittags scheint die hochstehende Sonne über die davorliegenden Gebäudezeilen, in den Morgen- und Abendstunden kann aber auch das flach einfallende Sonnenlicht über die Ost-West-ausgerichteten Gartenhöfe hereinscheinen. Wohnungen Es entstehen 201 universell nutzbare Wohnungen für alle Lebenssituationen als Geschosswohnung, Clusterwohnung oder Reihenhaus. Alle Wohnungen entsprechen den Anforderungen der LBO an die Barrierefreiheit. Kita Die Kindertagesstätte befindet sich leicht erreichbar am östlichen Rand des Quartiers, direkt am großen Quartiersplatz. Die viergruppige Einrichtung ist auf zwei Ebenen organisiert. Der nach Süden ausgerichtete Außenbereich wird durch bestehende Bäume gut verschattet. Die ausgeformte Topographie der Hanglage bietet reichlich Anreiz zum Klettern, Rutschen oder Schlittenfahren. Der zentrale Foyer- und Essbereich kann ggf. auch außerhalb der Öffnungszeiten als Quartiersraum von anderen Nutzergruppen weitergenutzt werden. Serielles Bauen Die Gebäude beruhen auf einem modularen System aus unterschiedlichen Wohnungsgrößen, das beliebig konfiguriert werden kann. Die Obergeschosse werden entsprechen übereinander gestapelt, so dass ein einfaches und durchgängiges Tragsystem entsteht und die Gebäude mit sehr hohem Vorfertigungsgrad errichtet werden können. Alle Sanitärräume der Wohnungen sind standardisiert und können als Fertignasszellen eingebaut werden. Gebäudeklasse Die Gebäude sind durch ihre flache Bauweise überwiegend in Gebäudeklasse 3 und ermöglicht dadurch konstruktive und brandschutztechnische Vereinfachungen, die sich in der Robustheit und Wirtschaftlichkeit der Gebäude positiv niederschlägt.
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Wohnfläche: 14.400 qm Planung: 2024 Bauherr:UWS Ulmer Wohnungs- und Siedlings-Gesellschaft mbH Leistungen: Wettbewerb |